Bürgerinitiativen gemeinsam gegen Flächenfraß
Angeregt durch die Arbeiten am Regionalplan für den Regierungsbezirk Düsseldorf in den Jahren 2017 ff. und den Planungen zu neuen Gewerbegebieten entstanden zwischen Bürgerinitiativen aus Nachbarkommunen Kontakte, weil die Ausweisung neuer Gewerbegebiete immer dem gleichen Muster folgte:
Wertvolle Landwirtschaftsfläche soll Gewerbegebiet werden.
Hintergrund für Fehlentwicklungen
Gewerbesteuereinnahmen sind eine Hauptquelle für die kommunalen Haushalte. Und damit diese Quelle sprudelt, werden traditionell sukzessive immer mehr Landwirtschaftsflächen in Gewerbegebiete umgewandelt. Für die Kommune ist oder vielmehr war das lange Zeit ein lukratives Geschäft. Erst wird den Landwirten Ackerfläche abgekauft, dann wird das Gebiet erschlossen und entsprechend teurer an Gewerbebetriebe veräußert, die dann bestenfalls Arbeitsplätze schaffen und Gewerbesteuer zahlen.
Mit diesen Gewerbegebieten stehen die Kommunen im Wettstreit um ansiedlungswillige Unternehmen und da natürlich die bauwilligen Unternehmen nicht nur in der eigenen Kommune, sondern auch in der Nachbarschaft anfragen, entsteht ein künstlicher Überbedarf an Gewerbeflächen. In der Folge werden von jeder Kommune immer wieder neue Gewerbegebiete ausgewiesen. Auf der Strecke bleibt nicht nur die Natur, auch den Landwirten werden Flächen entzogen.
Zusätzlich werden zunehmend Grünflächen in Randlagen auch für Wohnbebauung, meist für Einfamilienhäuser freigegeben.
Problem für Naturflächen
Es kommt zu einem Ausverkauf von Freiflächen und zur Zerstörung noch vorhandener Biotop-Verbünde. Flächenschonung und Rückgewinnung von Flächen, also die Wiedernutzung von industriellen Brachflächen, finden aus Kostengründen nicht* hinreichend statt.
*mittlerweile gibt es Förderprogramme und Landesmittel zur Aufbereitung von Brachenflächen.
Selbsthilfe
Gegen den fortschreitenden Grünflächenverbrauch durch fehlgeleitete kommunale Konkurrenz haben sich 2019 mehrere Bürgerinitiativen, zunächst aus dem Gebiet des Regionalplans Düsseldorf, zu einem interkommunalen Initiativkreis zusammengeschlossen. Es sollen Erfahrungen ausgetauscht und gemeinsam in der Region eine vernünftige ressourcenschonende Stadt- und Regionalentwicklung angestoßen werden.
Weiterentwicklung
Auch uns hat Corona zunächst den Wind aus den Segeln genommen, aber die Fahrt nicht stoppen können. Mittlerweile reichen die Kontaktkreise weit über den Regierungsbezirk Düsseldorf hinaus und 2023 ist durch die Petition „Sanierung vor Neubau“ das Thema Straßenbau hinzugekommen. Insbesondere Straßenneubauprojekte fressen viel Naturraum und zerstören Biotop-Verbünde. Und meist sind die Planungen für diese Projekte aus einer Zeit, als die Klimakatastrophe noch nicht spürbar war.